LVMH steht für Louis Vuitton und Moet Hennessy. Gegründet wurde das Konglomerat in 1987, als die beiden voran genannten Marken befürchteten übernommen zu werden. Die Historie des Taschenbauers LV reicht hingegen bis in das 19. Jahrhundert zurück und die Wurzeln des Wein- und Cognac-Produzenten Moet Hennessy sogar bis ins 18. Jahrhundert. Es handelt sich hier also um ein äußerst historisch gewachsenes Unternehmen, welche heute als führende Holding im Bereich Luxusmarken aktiv ist. So darf man aktuell u.a. folgende Marken zu den Hauseigenen zählen: Louis Vuitton und Moet Hennessy, Bulgari, Dior, Fendi, Tag Heuer, Ebel, Dom Perignon, Hermès, Kenzo, Loro Piano uvm. Es wird dabei ersichtlich, dass es sich um keinerlei Discount-Produkte handelt, sondern um Artikel, für die der Kunde etwas tiefer in die Tasche greifen muss.

Spalten wir das Geschäftsmodell einmal nach Artikelgruppen so ergibt sich folgendes Bild:

·       Fashion und Lederwaren: 35,2% Umsatzanteil

·       Einzelhandel/Stores: 31%

·       Weine und Spirituosen: 12,90% Umsatzanteil

·       Parfum & Kosmetik: 11% Umsatzanteil

·       Uhren und Schmuck: 8.9% Umsatzanteil

·       Sonstiges: 1%

Gut zu riechen, sich schick zu kleiden und ebenfalls nur das Beste an Getränken zu sich zu nehmen, war bereits im alten Ägypten ein wichtiges Merkmal für Reichtum und Status. Im Grundprinzip hat sich bis heute in vielen Schichten nicht viel daran geändert. Aus diesem Grunde ist dieses einfach zu verstehende Geschäftsmodell auch am Kapitalmarkt interessant.

Ein Blick auf den Kursverlauf zeigt an, dass LVMH gerade im Aktienjahr 2015 äußerst gut abgeschnitten hat. Unterm Strich notiert man auf 5-Jahres-Sicht gesehen, höher als der EuroStoxx 50, wenngleich es immer wieder auch Schwächephasen gab. Diese Outperformance hat sich nun hingegen auch in den charttechnischen Indikatoren wiedergespiegelt. Das Momentum als Trend-Indikator, befindet sich im negativen Bereich. Hier muss auf der kurzen Frist abgewartet werden, bis ein Extrempunkt erreicht wird (s. z.B. Sommer 2013 oder Herbst 2012), oder man wieder die 100er-Linie nach oben schneidet. Zusätzlich kann der RSI diesen Extrempunkt markieren, indem dieser unter die wichtige Marke von 30 fällt. Dort ist der Bereich der überVERkauften Aktien, sodass man antizyklisch mit einer Gegenbewegung rechnen könnte.

Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamentale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Ersteres soll den Anfang machen.

  • Bewertung:  Die Bewertung der Aktie ist ein erster attraktiver Faktor. Bei genereller Betrachtung und dem Verständnis von KBV oder KUV, welches Anleger mitbringen, scheint die Aktie nicht günstig. Vergleicht man diese jedoch mit der Konkurrenz so wird ersichtlich, dass man sehr wohl nicht zu teuer bewertet ist. Besonders essentiell fällt dies auf, wenn man künftiges Wachstum mit einbezieht. Dieser Parameter findet beim Discounted-Cashflow-Model Anwendung. Auf Basis der vom Analystenkonsens erwarteten Wachstumszahlen ist ein fairer Preis von ca. 205 € berechnet worden. Dies würde zum aktuellen Kurs einen Sicherheitsabstand von über 22% bedeuten (auch Margin-of-Safety genannt).
  • Dividende: Es werden für 2,08% Dividendenrendite lediglich 17% des Gewinns verwendet. Dieses Verhältnis ist als äußerst gesund anzusehen und zeigt, dass noch deutlich Luft nach oben besteht.  
  • Kapitalstruktur: Auch in diesem Segment sind derzeit keine allzu besorgniserregenden Beobachtungen zu machen. Die EK-Quote hält sich stabil und konnte zudem über die letzten Quartale leicht verbessert werden. Zwar ist die Verschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital etwas höher als branchentypisch, jedoch kann LVMH dies durch die äußerst hohen EBITDA-Zuflüsse, die sich dann im niedrigen Financial Leverage wiederspiegeln wettmachen. Allgemein bleibt zu sagen, dass Verschuldung und Kapitalstruktur stets unter Beobachtung bleiben sollten, man jedoch derzeit hier von einem gesunden Verhältnis sprechen darf.
  • Wachstum & Profitabilität: Neben der Bewertung ist hier der zweite wichtige quantitative Aspekt. Die folgende Grafik zeigt dabei sehr deutlich auf, dass der langfristige Trend mehr als deutlich nach oben zeigt. Zwar ist die Profitabilität einer gewissen Schwankung ausgesetzt, jedoch bewegt sich auch diese (sowohl operativ als auch netto) auf sehr hohem Niveau. Die Branche kann man dabei meilenweit hinter sich lassen.

Der subjektive Betrachtungswinkel

  • Wachstum ist einer der Haupttreiber des Unternehmens. In 2009 (s. Grafik zuvor) gab es eine leichte Delle in der Umsatzentwicklung. Dies ist logischerweise auf die Finanzkrise zurückzuführen. Aus diesem Grunde ist es wichtig die Diversifikation zu erhöhen, sodass starke Regionen, phasenweise schwächere Märkte abfedern können. Genau dies hat LVMH seitdem noch stärker praktiziert. Mittlerweile kommen knapp 30% aus Asien (ex. Japan). Darin ist ein großer Pluspunkt zu finden, da europäische Mode und auch der teure Alkohol z.B. in China als absolute Statussymbole gesehen werden.
  • Snob-Effekt & Krisenfest: In der Volkswirtschaft beschreibt der Snob-Effekt das Phänomen, dass Kunden bereit sind einen Artikel erst recht zu kaufen, gerade weil er sich in einem hohen Preissegment befindet. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob eine Tasche, ein Mode-Accessoire oder die Flasche Cognac besonders hochklassig ist. Der Konsument kauft dieses Gut, weil er sich durch den hohen Preis besser fühlt, zu einer gewissen Schicht zählt oder Stolz darauf ist sich sowas leisten zu können. Ob dieser Effekt besonders gesund ist, sei mal dahingestellt. Jedenfalls spielt er LVMH deutlich in die Karten. Hinzu kommt, dass LVMH viele Produkte an besonders Reiche Kunden veräußert. Von Krisen hingegen sind oftmals erst untere Schichten betroffen. Auch hier ist ein weiterer attraktiver Parameter für dieses Unternehmen gefunden.
  • Marktführerschaft sorgt für Profitabilität: Wenn man erst einmal zu den Top-Unternehmen der Branche weltweit gehört, so ist es schwer dort wieder verdrängt zu werden. LVMH hat zahlreiche bekannte Marken aufgebaut, die jede einzeln für sich einen gewissen Wert mitbringen. Diese „Brands“ zu erzeugen müssen neue Player erst einmal schaffen, bevor sie den Burggraben (Schutz vor neuen Konkurrenten) hin zu LVMH überwinden können. Genau dieser Fakt sorgt für eine hohe Profitabilität und ermöglicht den Franzosen somit auch eine starke Generierung von Cash-Flow.

Im Fazit:

Unterm Strich ist LVMH ein hochinteressantes Unternehmen. Der Konzern ist fundamental stabil aufgestellt, derzeit nicht zu teuer und vor allem im starken und kontinuierlichen Wachstum. Das Geschäftsmodell ist auf hochpreisige Güter ausgelegt. Im Rahmen dessen verfügt man über eine reiche Kundenschicht, die es genießt z.B. den Kultstatus einer Louis Vuitton Handtasche zu genießen. Dieser Trend nimmt vor allem in China immer mehr zu, sodass die bereits gute Aufstellung in Asien ein Pluspunkt sein wird. Die Argumente für den Franzosen sind also mannigfaltig, sodass ein genauerer Blick auf Unternehmen und Aktie sicherlich interessante Erkenntnisse liefert. 

Ihr Andreas Meyer

 

Quellen: www.am-capital.de, www.bloomberg.com, www.reuters.com, www.morningstar.com, www.lvmh.com

 

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